Berlin-Marathon 30.09.2007

Vorbereitung

 

Unsere Vorbereitung läuft ja immer ähnlich und hat sich so auch bewährt. Auch diesmal sind wir als Tempotraining Yasso 800m gelaufen, begonnen bei 6 Wiederholungen bis zu 10 Wiederholungen 11 Tage vor dem Marathon. Die 800m bin ich dabei in 4:10 min gelaufen. Außerdem standen drei 30iger-Läufe auf dem Programm; einer davon als organisierter Trainingslauf vom SCC, bei dem Bernd und ich persönliche Bestzeiten liefen.

 

Nachdem ich immer wieder Schmerzen in der Ferse hatte, wagte ich mich Mitte August zum Orthopäden. Die Vermutung Fersensporn bestätigte sich leider. Wir ließen daraufhin nicht so wichtige Trainingseinheiten wegfallen und der Sporn wurde mit Stoßwellentherapie behandelt, die auch gut anschlug. Am Marathontag merkte ich fast nichts mehr in der Ferse.

Ich hatte mich außerdem als Teilnehmerin für eine Studie angemeldet, bei der untersucht wird, inwiefern eine Veränderung des Herzens durch den Marathonlauf stattfindet. Daher wurde etwa sechs Wochen vor dem Lauf eine Blutuntersuchung, ein Ruhe-EKG und ein Ultraschall des Herzens durchgeführt. Zwölf Tage vor dem Lauf führte ich noch ein Belastungs-EKG durch. Ergebnisse: “Sie haben ein Marathonherz” (nach dem Ultraschall), “schnelle Erholung von Herzfrequenz und Blutdruck” (Belastungs-EKG). Na bitte, wenigstens an der Herz-Kreislauf-Front keine Probleme.

 

Sportmesse und Frühstückslauf

 

Die Sportmesse besuchten wir bereits am Donnerstag. Berlin ist unser Heimspiel und auf der Messe gibt es immer mehr Anlaufpunkte für uns. Zuerst die Startnummern holen, dann eine Abstimmung wegen der Marathonstudie. Danach kehrten wir beim Jubilee-Club ein, tranken einen Kaffee und Bernd holte seine Nummer für den 11. Lauf in Berlin. Pasta bei Renzo, neue Pace-Bänder geholt, bei der Morgenpost das Laufmotto hinterlassen und ein Foto machen und in ein Siegerbild einfügen lassen. Auf der Messe begann so richtig die Vorfreude auf den Lauf.

 Am Samstag nahmen wir wie immer am Frühstückslauf teil, diesmal liefen wir ganz weit vorn mit. Toll die Stimmung, vor allem beim Einlauf durch den Tunnel ins Olympiastadion! Als wir im Stadion ankamen, fing es an zu regnen und sollte den ganzen Tag lang andauern. Pech für die Skater und die Minimarathonis.

 

Der Lauf

 

Der Wetterbericht hatte einen trockenen und meist bewölkten Tag bei max. 18 Grad vorhergesagt. Beim Aufstehen um 5:40 Uhr waren es 12 Grad, also mild, und trocken. Wie immer mit Thule gegangen, dick mit Vaseline eingeschmiert und ein kleines Frühstück gegessen. Mit der U-Bahn fuhren wir gegen 7:15h los zum S-Bahnhof Friedrichstrasse und von dort aus strömten die Massen schon zum Start. Der Eingang an der Paul-Löbe-Allee war nur einen spaltbreit geöffnet, da nur Läufer mit Startnummern hineinkommen sollten. Es bildete sich schon um 7:50h ein mächtiger Stau. Wir suchten zuerst ein Örtchen und fanden bald auch Toiletten mit akzeptabler Warteschlange. Danach gaben wir die Kleiderbeutel ab, diesmal waren Zelte anstelle der LKWs aufgebaut. Wir schossen ein letztes Foto, wünschten uns viel Glück und trennten uns dann, da Bernd aus Block F startete.

Mein Weg führte durch den Tiergarten zum Block H, in dem ich um 8:25h ankam. Es fand gerade die Aufwärmgymnastik statt. Am Rand der Startblöcke waren wie immer Toiletten aufgebaut und - oh Wunder - es gab gar keine Schlange. So konnte ich um 9:10h, zwei Starts waren schon erfolgt, ein letztes Mal gehen.  

 

Dieses Jahr wurden sogar im Block H Luftballons verteilt, die von den meisten beim ersten Start losgelassen wurden. Später im Fernsehen konnten wir sehen, wie toll das aussah.

 

Der Start von Block H erfolgte um 9:20h und ich lief nur ein paar Sekunden später über die Startlinie. Mein Plan sah vor, das ich das erste Drittel in 6:20 min/km, das zweite Drittel in 6:40 min/km und das letzte Drittel in 7:00 min/km laufe, Zielzeit 4:41h. Der erste km war mit 5:50 min viel zu schnell. Ich wollte im Tempo nachlassen, aber ich brauchte ein paar km, bis ich in meinem Tempo war. Es lief sich einfach leicht.

 

Die ersten Kilometer zogen vorbei, ohne dass ich viel davon mitbekam. Nur bei km 6,5 sah ich Thomas Wessinghage am Straßenrand stehen und Fotos machen. Nun führte die Strecke nach ehem. Ostberlin, in der Torstraße die ersten Bands, die ordentlich Beifall von den Läufern erhielten. Am Alexanderplatz konnte ich erstmals das neue Alexa-Einkaufszentrum in Augenschein nehmen. Dort standen die Zuschauer auch schon dicht an dicht und einer feuerte mich lauthals mit dem Namen an. Erst sah ich mich verwundert um, dann fiel mir ein, dass mein Name ja groß auf dem Shirt steht. Es passierte dann noch oft, dass ich persönlich angefeuert wurde und das war prima.

 

Am Herrmannplatz (km 16) stand Mama und bekam einen dicken Schmatz. Dort nahm ich auch das erste Powergel. Alles war schön, ich hatte 2 min Vorsprung vor meinem Plan. Der Halbmarathon-Punkt, an dem für mich der Marathon erst richtig anfängt, war nicht mehr weit. Beim Halbmarathon hatte ich dann dreieinhalb Minuten Vorsprung vor dem Plan. An der Ecke Grunewaldstraße / Martin-Luther-Straße (km22) wartete Hildegard und schaute ganz gespannt in die Läufermenge. Sie drückte mir eine Wasserflasche und zwei Marzipaneier in die Hand. Liebe Hildegard - die Marzipaneier habe ich an zwei zuschauende Kinder verschenkt.

 

Kurz darauf hatte ich ein richtig tolles runners high - ich war so glücklich, da zu sein, gesund zu sein, laufen zu können und bei dem Marathon dabei zu sein. Ein wahnsinnig tolles Gefühl, das ich schon 2-3 Mal hatte. Es taucht selten und unvorhersehbar auf. Wenn ich es habe, weiß ich plötzlich die Antwort auf alles Warum.

 

Das runners high verging jedoch wieder und die Strecke zog sich nun etwas. Dann aber bei km 27 auf der Lentzeallee die ersten Lautsprecher, die die Stimmung am Wilden Eber übertrugen. Der Platz am Wilden Eber selbst, die Aussicht, bald 30km geschafft zu haben - alles prima. Am Getränkestand Hohenzollerndamm gab es Becher nur noch für Wasser - also tauchte ich den Wasserbecher gleich noch in den Teebottich und trank einen ordentlichen Schluck. Später sollte es dort gar keine Becher mehr geben und ich bereute den Tee getrunken zu haben.

 

Bei km 32, kurz vor dem Ku-Damm, bekam ich von dem Tee Bauchkneifen. Es wurde ziemlich heftig, so dass ich mich nach einem Dixi oder einem netten Restaurant umschaute. Nix zu finden und am Ku-Damm nur Schicki-Micki-Restaurants, in die ich mich nicht reintraute. Ich musste mit der Geschwindigkeit deutlich nachlassen. Endlich ein Dixi, aber nun war die Sache auch mit Hilfe des langsamen Laufens ausgestanden.

 

Bei km 30 hatte ich noch 6 min Vorsprung vor dem Plan, aber die geheime Idee, ob ich vielleicht unter 4:30h laufen könnte, war nicht mehr realistisch. Ich hätte dafür 11min herauslaufen müssen. Na gut, dann eben einfach beenden - in einer guten Zeit. Am Getränkestand Potsdamer Straße (km 36) war unser Nachbar als Helfer eingeteilt, also hier ein kurzes Hallo. Die Leipziger Straße zog sich noch einmal in die Länge, aber an der Ecke Breite Straße (km 39,5) erspähte ich Frau Raddatz und ihren Mann. Er machte schöne Fotos, danke! Nun war ich schon bei km 40, ein Ende war wirklich absehbar. Kaum war ich Unter den Linden eingebogen, war auch schon - in 1,5 km Entfernung - das Brandenburger Tor zu sehen. Durchgelaufen, vorbei an den Tribünen, Arme nach oben - 4:36:25h. Eine gute Zeit, allerdings nicht persönliche Bestzeit. 

 

Inzwischen hatte es angefangen zu nieseln. Ich steuerte auf das Zelt zu, in der die Marathonstudie durchgeführt wurde. Dort erhielt ich die Medaille, eine Wärmefolie, einen Verpflegungsbeutel und ein Dankeschön-Shirt. Die Organisation des Ablaufes der Untersuchungen (Blutabnahme und Ultraschall) war leider chaotisch, so dass ich lange Zeit dort verbrachte und auch schon heftig fror. Bernd kam dann auch zu dem Zelt, er hatte sich durch die Ordner hindurch zurückgekämpft. Beim Blutabnehmen wurde keine Vene gefunden - vermutlich wegen Flüssigkeitsmangel. Das Blutabnehmen dauerte dann so lange, dass mir übel wurde und der Kreislauf in den Keller ging. Mit Hilfe schaffte ich es gerade noch zur nächsten Liege. Dort erholte ich mich aber schnell und irgendwann konnten wir auch den Zielbereich verlassen und ich meine Kleidung wechseln.

 

Dann nichts wie nach Hause. Geduscht, der Familie die guten Nachrichten überbracht, lecker Kürbissuppe gegessen und die Aufzeichnung angesehen. Weltrekord für Haile Gebrselassie - wenn nicht bei diesen Bedingungen, wann dann?

 

In der Morgenpost erschien am nächsten Morgen zwischen 50 anderen das Foto, das von mir bei der Sportmesse gemacht wurde und mein Laufmotto. Allerdings kann nur wer mich kennt auch das Motto verstehen.

Und wie läuft es weiter? Schön in Form bleiben für den New-York-Marathon in fünf Wochen! Und wir liebäugeln bereits heftig mit dem Stockholm-Marathon am 31.05.08

 

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© berlin-runner Katrin