Antalya Marathon u. 10km - 06.03.2016

Der Runatolia 2015 hatte uns gut gefallen und so wollten wir 2016 wieder dabei sein. Also buchte ich Anfang November Flüge, Hotel und Mietwagen für das erste Märzwochenende. Etwa eine Woche später stellte ich fest, dass der Lauf nicht wie 2015 am ersten, sondern erst am zweiten Märzwochenende stattfinden sollte. Ich stornierte und buchte um oder neu und es hat Geld gekostet. Zwei Tage später kam ein Anruf von unserem Lauffreund Thomas, ob ich schon gehört hätte, der Lauf wird eine Woche vorverlegt. So ein verflixter Mist. Da hatte ich mit meiner ersten Buchung doch alles richtig gemacht. Zuerst hatten wir keine Lust mehr auf Antalya und liebäugelten mit dem Lissabon-HM, ebenfalls im März. Aber so richtig froh waren wir damit auch nicht und so stornierte ich und buchte um und neu. Und es hat Geld gekostet. Na gut, Schwamm drüber.

 

Bernd war prima durch den Winter gekommen und eine Woche vorher einen 10km-Lauf in 49:16 Min gelaufen – Altersklassensieg. Er war für den Antalya-Marathon gemeldet und hatte keinerlei Bedenken.

 

Ich hatte nach meiner Meniskus-OP im September erst Anfang November wieder mit dem Laufen begonnen. Meine letzten Läufe davor waren im Mai 2015. Ab Mitte Januar fing die Plantarsehne wieder an zu quieken – erneute Laufpause. Eine Woche vor Antalya lief ich 4km – ich merkte die Sehne noch ziemlich, aber es ging. Ich merkte auch, dass der Trainingszustand schlecht war. Ich nahm mir vor, es in Antalya auf mich zukommen zu lassen. Ich war zwar zum HM gemeldet, würde aber maximal bei den 10km starten oder auch gar nicht.

 

Wir kamen am Freitag um 10h nach einem scheußlich beengten Direktflug in Antalya an, mussten dafür allerdings um 2:30h aufstehen. Die Mietwagenübergabe mit dem örtlichen Anbieter war hervorragend und schon waren wir auf dem Weg zur Startnummernausgabe im Einkaufszentrum Terra City. Die Startnummernabholung klappte prima, es war dort fast nichts los. Ich wollte noch auf 10km ummelden, das ging leider nicht. Ich hätte mich neu anmelden müssen für 30 EUR – nö danke. Es regnete in Strömen und so bummelten wir dort etwa eine halbe Stunde herum, denn die Pasta-Party war im Freien. Dann aber schien schon wieder die Sonne und wir ließen uns die Nudeln schmecken.

 

Danach fuhren wir zum Hotel SU, checkten ein, erhielten sogar das von uns gewünschte Zimmer des Vorjahres Nr. 816. Meerseite und der Balkon fast uneinsehbar. Herrlich, der weite Blick, die Helligkeit, die Blautöne von Himmel und Meer. Wir machten noch einen schönen langen Spaziergang am Strand entlang, zum Teil barfuß – gut für die Plantarsehne.

 

Gegen Abend kamen Petra und Thomas an und wir trafen uns beim Abendessen. Es war wieder so überwältigend vielfältig wie im letzten Jahr.

 

Am nächsten Tag, Samstag, machten wir einen Ausflug nach Chimaera. Dort tritt Gas aus dem Berg aus und deshalb lodern überall kleine Flammen, an denen wir unser Brot und unseren Käse grillten. Es erinnerte uns an Island. Wir versuchten noch, die antike Stadt Olympos zu finden, aber die Wegweiser waren wohl eher Wanderwegweiser, wir kamen irgendwann mit dem Auto nicht weiter und sehr weit gehen wollten wir nicht noch.

 

Am Sonntag war dann Lauftag. Nachts hatte ich beschlossen, gar nicht zu starten, um die bisherigen Heilungserfolge nicht zu gefährden. Morgens band ich mir dann doch die Startnummer um. Petra und Thomas waren für die 10km gemeldet, ebenfalls Claudia und Wolfgang von der Radiergummiliga. Die beiden wohnten in einem anderen Hotel in Antalya, 24km von unserem entfernt.

 

Bernd und ich hatten als Sicherheitsmaßnahme beschlossen, nicht in den Startblock zu gehen und Menschenmengen soweit möglich zu meiden. Es gab in den letzten Wochen mehrere Terroranschläge in der Türkei sowohl durch den IS als auch die PKK. Für beide wäre ein großer Volkslauf sicher ein lohnendes Ziel. Dies ist vielleicht ein Grund dafür, dass es viel weniger Starter gab als im letzten Jahr und viel viel weniger Ausländer. Unerklärlicherweise war von Sicherheitsmaßnahmen nichts zu bemerken. Die Kleiderabgabe nahm entgegen der Ankündigung auch große Gepäckstücke und nicht nur die ausgegebenen kleinen Kleiderbeutel ab. Die Kleiderbeutel waren auch schwarz und undurchsichtig – nicht transparent wie jetzt immer in Berlin. Ich sah einen einzigen Polizisten. Es gab keine private Sicherheitsfirma, keine Einlasskontrollen, nichts. Und zum Glück passierte auch nichts.

 

Um 9h sollte der Marathon- und Halbmarathonstart sein, um 9:15h der 10km Start. Die Sonne schien, es waren 19 Grad angesagt. Bernd und ich stellten uns in den Schatten seitlich des Startbereiches. Um 9h gab es die Durchsage, dass sich der Start um 15 Min verzögert. Blöd. Ich musste noch mal zur Toilette. Wir verabschiedeten uns, bis zum Start würde ich nicht wieder zurück sein. Als ich von der Toilette kam, standen alle Menschen in der Pyramide stocksteif und still, alle in Richtung Start gewandt. Die Nationalhymne wurde gespielt und kräftig mitgesungen. Als ich wieder zum Rand des Startbereiches kam, war Bernd immer noch da. Er wollte sich weiter hinten einordnen und hatte nicht mitbekommen, dass schon alle weg waren. Nun aber hinterher. Er lief den ersten Kilometer ganz alleine und rollte dann das Feld von hinten auf.

 

Der 10km Start verzögerte sich um insgesamt 20 Min, dann ging es endlich los. Es ging los ist genau der richtige Ausdruck, denn dort hinten wo ich mich eingereiht hatte, lief niemand. Es wurde gewandert, möglichst immer viele nebeneinander. Ich lief locker und langsam und horchte immer auf die Fußsohle. Sie ziepte leicht, aber gar nicht schlimm. Trotz des langsamen Laufes überholte und überholte ich und vor mir wurde weiter gewandert und gewalkt. Zwischen km 3 und 4 lief ich auf Petra und Wolfram auf. Petra hatte einen Infekt und musste langsam machen. Wolfram ist sonst kein Läufer und wollte bei Petra bleiben. Ich lief weiter und hatte ein paar richtig schöne Kilometer. Ich war jetzt sicher, die 10 km auch beenden zu können und war glücklich, endlich wieder zu laufen.

 

Etwa bei km 5,5 kam ich an Thomas und Claudia vorbei. Beide waren lange verletzt, bei Thomas ist es leider noch nicht vorbei. Toll, dass er trotzdem durchgehalten hat. Ab km 7 kam bei mir die Hoffnung auf, dass ich es unter 1:10h schaffen könnte. Ich dürfte aber nicht groß nachlassen. Die letzten km wurden daher etwas schwer, aber letztendlich schaffte ich es in 1:08:58h. Jippie!

 

Im Ziel musste ich nur sehr kurz warten, schon kamen Thomas und Claudia und etwas später Petra und Wolfram ins Ziel! Glückwunsch! Verletzt, in Reha, erkältet, kein Läufer und trotzdem alle im Ziel! Radiergummis rollen eben weiter! Mit Wasser versorgt gingen wir langsam zur Pyramide und zum Partybereich, dort trennten wir uns erst einmal wieder. Ich ging zum Hotel zurück, um zu duschen und wollte ja später wieder zum Ziel zurück, um Bernd zu empfangen.

 

Der Ärmste, mir kam es ganz schön warm vor.

 

Im Hotel genoss ich eine schöne lange Dusche, trank einen Kaffee und aß etwas, dann ging ich zurück zum Zielbereich. Bernd möchte ja immer gern unter 4h finishen, aber ich rechnete nicht vor 3:55h mit ihm. Ich suchte mir einen schönen Platz gleich hinter den Zeitmatten und hatte dann doch etwas zu warten. Nach 4:23h kam Bernd dann herein. Leider bekamen alle dieselben Medaillien, 10km Läufer ebenso wie Marathonfinisher. Die Sonne schien immer noch, es war warm, aber es gab im Zielbereich keine einzige Flasche Wasser mehr. Ich hatte so etwas schon befürchtet und ein Wasser dabei.

 

Bernd war trotz der Zeit zufrieden mit seinem Lauf. Er legte eine sehr gute erste Hälfte hin (1:57:03) und hatte, da er ja als Allerletzter ein paar Minuten hinter allen anderen gestartet war, nur überholt. In der zweiten Hälfte machte sich aber bemerkbar, dass er alte abgelaufene Schuhe an hatte. Er hatte einfach vergessen, die neuen Schuhe einzulaufen und wollte deshalb lieber die Alten tragen. Außerdem verkrampfte seine Rückenmuskulatur, weil er sich zur Abkühlung mehrfach Wasser über Kopf und Rückseite gegossen hatte. Das war dann doch zu kalt.

 

Wir gingen zur Pyramide und zum Partybereich. Dort gab es als Verpflegung nur noch Wasser, Apfelsinen und Äpfel. Kein Keks, kein Brot, kein Isogetränk. Das hatten die 10km-Läufer und die Halbmarathonis alles aufgebraucht. Sehr schlecht organisiert. Es lief gerade die HM-Siegerehrung und ich versuchte herauszufinden, ob Bernd einen Altersklassenplatz belegt hatte. Es gab aber keinerlei Information, keine Listen, keine Soforturkunden. Bernd meinte, mit der Zeit kann er keinen Platz belegt haben. Wir wollten aber auch nicht den selben Fehler wie letztes Jahr machen, wo wir den Pokal dann zwei Tage später beim Veranstalter abholten. Also warteten wir eine Weile und plötzlich wurde Bernd aufgerufen. Die Siegerehrung war offenbar inzwischen zum Marathon übergegangen. Herzlichen Glückwunsch, Altersklassensieger! Es gab allerdings auch nur 2 Finisher. Und – Bernd war der älteste Marathonfinisher!

 

Wir gingen ins Hotel zurück und machten einen schönen faulen Nachmittag auf Balkonien. Nach dem wieder tollen Abendessen waren Petra, Thomas und wir noch mit Claudia und Wolfram bei deren Hotel verabredet. Es wurde ein schöner Abend in der „Sportkneipe“ und wir waren erst gegen 0:30h wieder im Hotel. 

Auch in den nächsten Tagen hielt das tolle sonnenreiche Wetter an und so waren wir am Montag in Selge, einer über eine sehr schmale „Straße“ zu erreichende antike Stadt, weitab in den Bergen. Die Fahrt war sehr eindrucksvoll und im Amphitheater gaben uns zwei große Schildkröten eine Vorstellung.

 

Am Dienstag besuchten wir gemeinsam mit Petra und Thomas die antike Stadt Perge, deren Besonderheit das große Stadion ist. Am Mittwoch fuhren wir nach Phaselis, eine antike Stadt am Meer. Mein allerliebster Platz der ganzen Gegend ist in den oberen Reihen des dortigen Amphitheaters. Wunderschön gelegen und mit der Aura der 2000 Jahre umgeben, in denen dort zwischen 700 v.Christus und 1300 n.Christus das Leben tobte. Auch dort sahen wir wieder Schildkröten. Weil es so schön warm war, badeten wir sogar noch im kristallklaren Meer.

 

Am Donnerstag hieß es wieder früh aufstehen und Abschied nehmen. Bei der Mietwagenrückgabe wurde der Schaden, der beim Aufsetzen auf der Fahrt nach Selge passiert ist, glücklicherweise nicht bemerkt. Die Flüge über Istanbul waren wieder sehr beengt und ich war sehr froh, als ich endlich zu Hause war.           

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© berlin-runner Katrin