Stockholm Marathon 31.05.08

Als Marathon-Reiseziel hatten wir uns für 2008 den 30. Stockholm-Marathon ausgesucht und meldeten uns im Oktober 2007 dafür an. Das Teilnehmerlimit war auf 18.000 begrenzt und auf der Seite des Stockholm-Marathon www.stockholmmarathon.se konnte man die Zahl der erfolgten Anmeldungen gut verfolgen. Bereits Anfang Dezember 2007 war das Limit erreicht.

 

Wir buchten den Flug ab Berlin-Tegel sehr preiswert und im Wandererheim Bredäng eine gemütliche Stuga (Holzhäuschen) für unseren sechstägigen Aufenthalt.

 

Wie immer bereiteten wir uns mit 800m-Tempoläufen und zwei 30km-Läufen vor und nahmen als Training auch den Berliner Halbmarathon am 06.04.08 und den 25km-Lauf am 04.05.08 mit. Unser Training verlief soweit reibungslos, die Vorfreude war groß und am 29.05.08 flogen wir endlich los.

 

Die reine Flugzeit beträgt nur 1:40h und so landeten wir schon bald. Das Wetter war toll, Sonne, 23 Grad und für die nächsten Tage unverändert angesagt. Vom Flughafen zum Zentralbahnhof in Stockholm gelangten wir mit dem 180 km/h schnellen aber auch recht teuren Arlanda-Expresszug. Vom Zentralbahnhof zur Station Bredäng fuhren wir noch einmal 20min mit der U-Bahn. Als Marathonteilnehmer hatten wir vom 29.05.-31.05.08 freie Fahrt im Nahverkehr! Berlin, da kannst Du Dir mal etwas abgucken! Dann noch 800m laufen und wir waren an unserer Stuga. Klein, gemütlich, von Bad bis Küche alles vorhanden. Einfache Ausstattung, aber sauber.

 

Die Sauna des nahen Campingplatzes konnten wir mitbenutzen, was wir gleich am ersten Abend und dann noch zwei weitere Male gerne wahrnahmen.

 

Am nächsten Tag machten wir uns nach gemütlichem Frühstück auf zur Stadtbesichtigung - unter der Vorgabe, möglichst die Füße zu schonen. Das gelang natürlich nur zum Teil, die Stadt ist einfach zu schön! Wir fingen in der Altstadt an, nahmen den Wachwechsel am Schloß (eine Stunde in knalliger Sonne stehen) und die Schatzkammer mit und bummelten herum. Gegen 16:00 h machten wir uns auf zur Startnummernausgabe und Pastaparty auf dem Sportplatz nahe dem Olympiastadion, in dem der Zieleinlauf stattfinden würde.

 

Die Startnummernausgabe klappte einwandfrei, die angeschlossene Messe war sehr klein. Das Angebot an Energieriegeln, Gel, Trinkflaschen und -Gürteln und auch Schuhen war äußerst übersichtlich. Man sollte sich doch lieber alles von zu Hause mitbringen.

 

In der Startnummerntüte waren einige Goodies, die Nummer, Namensaufkleber für die Kleidertüte und der Chip. In Stockholm läuft jeder mit einem Leihchip, der nach dem Lauf wieder abgegeben wird.

 

Um 17:00h begann die Pastaparty. Es waren lange Reihen Tische und Bänke im Freien aufgebaut, was ja toll zum Wetter passte. Am Eingang zur Messe hatte jeder seinen Pastagutschein erhalten, den man nun gegen eine Schüssel Nudeln mit Soße - auf Wunsch auch vegetarisch - eintauschte. Nudeln mit Soße, Käse, Knäckebrot und Wasser gab es unbegrenzt. Auf einer Bühne fand ein Programm statt. Es war herrlich, aber leider schafften wir nur 2 Portionen. Wir schleppten unsere vollen Bäuche nach Hause und ließen den Abend schön ruhig ausklingen.

Für den Marathonmorgen, Samstag, hatten wir uns vorgenommen, so lange wie nur irgend möglich zu schlafen. Der Start war erst um 14:00h. Wir hielten bis gegen 9:00h durch, dann hielt und nichts mehr in den Betten. Gemütlich und ordentlich viel gefrühstückt, die Sachen vorbereitet und gegen 11:30h zogen wir los.

 

Im Startbereich angekommen, besichtigten wir zuerst das Olympiastadion mit dem Tor, durch das wir einlaufen würden und dem Ziel. Das Stadion war die ganze Zeit über für jedermann geöffnet, toll. Im Stadion fanden wir auch großzügige saubere leere Toiletten vor, so dass wir uns nicht an den Trocken-Tois anzustellen brauchten. Die Zeit vor dem Start war so stressfrei wie ich es noch nie erlebt habe. Wir gaben dann die Kleiderbeutel auf dem Sportplatz ab, auf dem am Vortag die Pastaparty stattgefunden hatte und wanderten noch mal die 300m zurück zum Stadion, der WCs wegen.

 

Als wir dann zum Startbereich zurück kamen, 30min vor dem Start, waren doch Massen unterwegs und es dauerte etwas, bis wir in unseren Startblöcken - Bernd in D und ich in E - standen. In den Startblöcken gab es auch noch mal Toiletten (anstehen) und Wasser. Nun mussten wir nur noch 10min warten, dann knallte vorn der Schuß.  

 

Ich lief 5min nach dem Start über die Matten. Angesichts der erwarteten Temperaturen von 25 Grad hatte ich mir nur eine Zeit von 4:48 h vorgenommen. Ich wollte das erste Drittel in 6:30min/km, das zweite Drittel in 6:50 und das letzte Drittel in 7:10 laufen - also wirklich langsam. Die ersten zwei Kilometer liefen wir etwas bergab den schattigen Valhallavägen entlang, das ging leicht. Dann verlief die Strecke an einem Park entlang, links lagen Hafenanlagen. Diese endeten und die Strecke war nun sonnig und wellig. Ein Glück, kurz nach km 5 der zweite Wasserstand. Den ersten bei km 2 hatte ich gleich mal ausgelassen. Der Park war vorüber und wir kamen beim Strandvägen ans Wasser. Leider ging kaum Wind, die Sonne knallte und fast alle Läufer verließen die offizielle Strecke und liefen rechts parallel durch eine schattige Baumallee. Das staubte heftig, denn hier war der Untergrund Sand.

 

Am Ende des Strandvägen wieder ein Erfrischungsstand und die erste Dusche. Herrlich. Nun kam das Schloss und hier standen auch viele Zuschauer. Insgesamt waren an den markanten Orten auch viele Zuschauer, aber weite Strecken waren wir Läufer auch unter uns. Wir liefen nun durch einen Straßentunnel in den Stadtteil Södermalm. Gleich darauf schon km 10, aber ganz frisch fühlte ich mich schon nicht mehr. Die Straße war etwas langweilig und heiß, Zuschauer kaum vorhanden. Weiter vorn war die Västerbron zu sehen, eine große Brücke mit einem etwa 1km langen Anstieg - die schlimmste Steigung der Strecke, die aber zweimal zu bewältigen war. Am Anstieg zur Brücke wieder eine Dusche. Hier gingen viele Läufer bereits. Auf der Brücke brannte die Sonne sehr, aber der Blick von oben war toll. Hinab ging alles leichter und angekommen im Stadtteil Kungsholmen konnten wir die Stockholmer beim Sonnenbaden beobachten. Anfeuerung gab es hier ebenfalls wenig.

 

Am Kilometer 15 erreichten wir das Stadshuset, das Rathaus, mit dem markanten Turm und die Strecke bog vom Ufer weg nach links in den Stadtteil Norrmalm ab. Der Weg verlief nun etwa 2,5 km ganz leicht aufwärts, was ich leider immer sofort daran merke, dass das Laufen viel schwerer wird. Zum Glück gab es etwas Abwechslung dadurch, dass Polizei und Helfer Vorbereitungen für die Überrundung durch den ersten Läufer trafen. Die linke Straßenseite war nun den Läufern, die bereits auf der zweiten Runde waren, vorbehalten. Die Strecke selbst war jetzt weniger interessant. Nach km 19 überholte mich der führende Läufer und bis ich bei km 20 auf meine zweite Runde abbog, überholten vereinzelt noch ein paar weitere.

 

Wieder auf dem leicht abwärts führenden Valhallavägen war endlich der Halbmarathonpunkt erreicht. Meine Uhr zeigte 2:19:17h und ich lag noch genau in der vorgenommenen Zeit. Ich konnte aber beobachten, dass viele Läufer den Halbmarathonpunkt offensichtlich schon als Ziel ansteuerten und ausstiegen. Letztendlich kam jeder 13. Läufer nicht bis ins Ziel im Olympiastadion, eine hohe Aufgabequote!

 

Ich lief nun weiter durch die Hügel in Gärdet und im Djurgarden, vorbei an Pferdekoppeln, Wiesen und picknickenden Stockholmern und wurde nach und nach immer langsamer. War ich bisher immer noch unter 7min/km gelaufen, brauchte ich ab nun weit über 7 min für den Kilometer. Zum Glück brannte die Sonne nicht mehr so sehr. Mein in drei Flaschen mitgenommenes Energiegel teilte ich so ein, dass ich ab 10km alle 5km eine halbe Flasche trank.

 

Die weitere Strecke war ja nun bereits bekannt und ich war nicht mehr sehr aufmerksam. Der erneute Anstieg zur Västerbron war sehr anstrengend aber ich hielt mir meine Erfahrung aus Rom vor Augen, dass wer einmal geht immer wieder geht und lief hinauf, wenn auch langsam. Die meisten anderen gingen hier. Beim Herablaufen tat es so in den Oberschenkeln weh, dass ich mir fast wieder einen Ansrieg wünschte. Inzwischen bei km 35 lag ich 8 Minuten hinter meinem Plan und die böse 5-Stunden-Marke drohte ganz übel. Ich riß mich zusammen und ließ keinen anderen Gedanken zu als die Anzahl der Kilometer, die noch zu laufen waren. Noch 6, noch 6, noch 5 usw. Ein schwerer Lauf, denn die Strecke ging ja wie in der ersten Runde wieder leicht aufwärts. Auf den letzten zwei Kilometern konnte ich meine Kilometerzeit sogar wieder um 30s verbessern! Knapp ein Kilometer vor dem Ziel waren bereits Lautsprecher aufgestellt, die den Ton aus dem Stadion übertrugen. Das half echt weiter! Nun kam das Stadion auch in Sicht, noch außen herumgelaufen, das nahm fast kein Ende und dann endlich durch das Westtor hinein! Innen recht viele Zuschauer, noch 300m, Sprint ging gar nicht mehr, aber dann das Ziel! 4:58:07h, das war recht knapp.

 

Glücklich die Medaille erhalten und da war schon Bernd unter den Zuschauern. Er hatte auch einen schweren Lauf, war aber schon seit einer dreiviertel Stunde im Ziel. Am Ausgang des Stadions gab es eine Flasche Wasser, dann ging ich weiter zu den Kleiderbeuteln. Am Sportplatz wurden erst die Leihchips entfernt, dann die Finishershirts ausgegeben. Die Organisation war perfekt, es gab ganz ohne Warteschlangen einen Verpflegungsbeutel und Leichtbier, Cider (hm lecker, ist wohl eine Art Apfelwein, hatte aber wenig Alkohol) und Würstchen. Nur die Damen-Umkleide war recht weit entfernt und es mussten Treppen erklommen werden, was nach 42 km schwer ist. Nachdem wir uns ausgiebig gelabt hatten und die zuerst etwas engen Finishershirts noch einmal umgetauscht hatten, zogen wir gegen 20 h glücklich und zufrieden in Richtung unseres Hüttchens ab. Hier aßen wir noch eine Tütensuppe und fielen bald ins Bett.

 

Ein sehr gut organisierter Lauf auf schöner, gar nicht ganz leichter Strecke. Ungewohnt der späte Start um 14h. Moralisch schwer fand ich auch die zwei zu laufenden Runden, denn manchmal ist es besser, nicht vorher schon zu wissen, was alles noch kommt.

 

Hier die offiziellen Zahlen: 

 

18.231 angemeldete Läufer (13.911 Männer und 4.320 Frauen) aus 61 Nationen. 14.680 Starter, 13.542 Zieleinläufer.
Ergebnisse
HERREN: 1) Willy Korir, ZIM, 2.16.03. 2) Bernard Mutai, KEN, 2.17.57.
3) Paul Tangus, KEN 2.19.26.
DAMEN: 1) Isabellah Andersson, SWE, 2.34.14. 2) Lena Gavelin, SWE, 2.40.43.
3) Lilian Magnusson, SWE, 2.45.15.

 

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© berlin-runner Katrin