Reykjavik-Marathon 18.08.12

Die Isländer können nicht lesen

Wir kamen am Freitag früh um 01:00h auf dem Flughafen Keflavik an und trafen dort auch gleich auf unsere Lauffreundin Jeanine, die aus München gelandet war. Mit dem Bus fuhren wir etwa 45 min bis zum Busbahnhof und von dort liefen wir etwa 1km durch das schlafende Reykjavik, vorbei an der Hallgrimskirche zu unserem  an der Fußgängerzone liegenden Hotel Fron. Gegen 3h ins Bett gefallen, aber ich konnte in der neuen Umgebung nicht wirklich schlafen.

 

Das Wetter am Morgen war super, die Sonne schien! Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf Stadterkundung und mussten bei einem Cappuccino erst mal die sehr hohen Preise verdauen. Außerdem fiel die Umrechnung schwer, letzten Endes rechneten wir immer, dass 1000 ISK = 7 EUR sind.  Wir liehen dann noch für 2h Fahrräder und umrundeten den vom Atlantik umgebenden Ostzipfel Reykjaviks. Danach machten wir uns zu Fuss auf zur etwa 2km entfernten Marathonmesse. Startnummern abgeholt und die leider völlig kalten Nudeln in kalter Soße der Pastaparty gegessen. Es waren vor allem einheimische Läufer vertreten und diese aßen mit Appetit und fanden das kalte Essen wohl ganz normal. Dann nach Hause und ins Bett - war ein bisschen viel für den Tag vor einem Lauf.

 

Der Himmel am Samstag morgen war bewölkt, aber es war mild. Wir zogen schon in Laufsachen mit einer Wärmetüte drüber zum nur 600m entfernten Start, der für den Marathon und den Halbmarathon um 8:40h stattfand. Es waren etwa 1400 Läufer. Weit mehr Teilnehmer hat der 10km-Lauf, der eine Stunde später gestartet wurde. Nochmal an der Toilette angestellt, schon gings los.

 

Die Strecke führte am Stadtsee Tjörnin entlang und dann durch Wohnviertel nach Süden ans Meer. Am Straßenrand standen einige Zuschauer, die lustigerweise mit ihren Kochtöpfen Krach machten. Oder sie hatten das Autoradio voll aufgedreht. Etwa alle 4km war ein Getränkestand aufgebaut, wo es Wasser und Isogetränk gab. Beim km 5 bog die Strecke rechts ab und wir mussten über einen “Berg” zum Nordstrand. Insgesamt war die Strecke immer wieder wellig und dadurch nicht ganz leicht.

 

Nun liefen wir auf die “Skyline” von Reykjavik zu und das war mit der Hallgrimskirche schön anzusehen. Durchs Hafenviertel und am modernen Konzerthaus vorbei, hier war km 10 erreicht, es gab wieder mehr Zuschauer und auch eine Band. Danach führte die Strecke als Begegnungsstrecke auf der Seestraße entlang - immer mit schönem Blick auf Meer und Berge und glücklicherweise ohne Wind. Leider traf ich Bernd oder Jeanine nicht. Ich wurde nun auch immer langsamer und wünschte mich auch mal auf die andere Seite der Straße - in Richtung Ziel! Die Läufer waren hier auch wieder sehr unter sich. Gemeinerweise mussten wir dann noch mal weit bergab Richtung Meer laufen - das rächte sich mit einem in Serpentinen angelegten Anstieg bei km 15.

 

Bald ging es aber nun wirklich auf der anderen Straßenseite in Richtung Ziel, noch 5km! Bisher war es ja wolkig und von der Temperatur her sehr angenehm, aber nun schaute auch immer mal die Sonne raus und es wurde wärmer. Etwa bei km 19 bogen die Marathonis nach links ab und machten sich an den zweiten Teil ihrer Strecke. Ich war sehr froh, dass ich nun fast da war und konnte nun auch die Musik und die Ansagen im Ziel hören. Nach links Richtung Innenstadt abgebogen, da war der Zielbogen, viele Zuschauer, Stimmung!

 

Es gab eine Medaille und Getränke. Zu essen - nix. Nur für die Marathonis in einem abgesperrten Bereich.  Na ja, ich hatte es ja nicht weit zum Hotel, musste mich aber durch ziemliche Menschenmengen kämpfen. Geduscht und mit Fotoapparat bewaffnet stellte ich mich im Ziel auf und wartete auf Jeanine und Bernd. Es gab viel zu sehen, der Start eines 3km-Laufes fand statt, im Ziel liefen die letzten Halbmarathonis und die ersten Marathonis ein, die Sonne schien, ich hatte einen super Platz auf der Straßenmitte genau am Ziel, war zufrieden mit meinem Lauf und hätte mit nichts und niemandem auf der Welt tauschen mögen. Dann lief Jeanine ein, ich machte Fotos, dann Bernd. Beide in einer tollen Zeit. 

 

Nach dem Duschen machten wir uns auf den Weg ins Thermalbad - der Eintritt war für Läufer frei. Da auch gerade Kulturnacht war, war auch das Busfahren kostenlos. Wir entschieden uns für das Bad Laugardalslaug, es hatte länger geöffnet als das nahe gelegene Bad in der Baronsstigur. Es gab ein paar schön warme Pools, einer mit Salzwasser, einer als Whirlpool. Herrlich. Danach schon etwas schlapp, suchten wir uns in der wegen der Kulturnacht total vollen Stadt etwas zu essen und ließen uns noch durch das Gewimmel treiben. Zum Feuerwerk waren wir aber bereits im Bett, es war einfach zu viel!

 

Am nächsten Morgen (Sonntag) holten wir den reservierten Mietwagen ab und mussten dafür 90min anstehen. Bei Budget war man mit dem Andrang vollkommen überfordert. Dann folgten drei total interessante Tage, in denen wir alle erreichbaren Geothermalgebiete abfuhren. Es brodelt und  zischt dort aus der Erde und dicker Schwefelrauch steigt auf - Hölle! Man kann ganz dicht ran, Verbrühungen inklusive! Dort spürten wir etwas von den gewaltigen Kräften im Erdinneren, das war sehr beeindruckend. Natürlich fuhren wir auch den Goldenen Zirkel ab, sahen den Geysir Strokkur an und den Gullfoss-Wasserfall. Hier waren natürlich auch viele andere Touristen, wogegen wir in manchem Geothermalgebiet ganz allein waren. 

 

Der Lauf in Reykjavik war sicher nicht einer unserer außergewöhnlichen Läufe - aber ohne den Lauf wäre ich sicher nie nach Island gekommen. Dass ich nun aber Island und diese karge Lavalandschaft und die beeindruckenden Geothermalgebiete gesehen habe - darüber bin ich sehr glücklich. Ein paar neue Lavasteine liegen nun auf unserem Saunaofen…

 

Es finishten 675 Marathonis, 1.778 Halbmarathonis, 4.596 Zehnkilometer-Läufer.

 

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© berlin-runner Katrin