New York City Marathon 04.11.07

Unser vom Reiseveranstalter Interair organisierter Bus startete um 6:00h vor dem Hotel. Vorher gab es Frühstück im Hotel und einen Verpflegungsbeutel. Wir waren daher gegen 4:30h aufgestanden. Dies fiel nicht schwer, da wir wegen der Zeitverschiebung sowieso immer zeitig wach waren und wir aufgrund der in der Nacht erfolgten Umstellung von Sommer- auf Winterzeit in New York eine Stunde länger schlafen konnten. Der Bus fuhr etwa eine Stunde durch den Holland-Tunnel über Hoboken und Newark zur Verrazano-Bridge in Staten Island.

 

Lediglich beim Einlass in den Startbereich erfolgte eine Kontrolle der Startnummer und Chips, ansonsten konnte man sich in dem gesamten Startbereich (grün, blau, orange) frei bewegen. Der Wetterbericht hatte 13 Grad und Sonne, später auch leichte Bewölkung, vorhergesagt. Also ideales Wetter. Um 7:00h war es noch sehr frisch, aber die Sonne ging langsam auf. Wir waren warm angezogen mit den Wechselsachen und je einer Wegwerfjacke und -hose. Zuerst wanderten wir einmal durch die drei Bereiche und schauten, wo sich unsere Kleider-LKW und der blaue Bereich, aus dem wir starten wollten, befanden. Dann suchten wir uns einen sonnigen Platz, breiteten unsere Baumarktfolie aus und frühstückten noch einmal. Wir froren überhaupt nicht, es gab überall Toiletten und so viel zu schauen, dass die Zeit schnell verging. Gegen 8:40h brachte ich meine Sachen zum LKW im grünen Bereich und staunte über die vielen Läufer, die dort inzwischen lagerten.

 

Gegen 9:10h fingen plötzlich Menschenmassen an, sich an unserem Platz vorbeizuschieben. Wir machten uns nun auf zu Bernds LKW im blauen Bereich. Der Zugang zu den LKWs und dann wieder hinaus war völlig mit Menschen verstopft. Es ging manchmal länger nicht vor und nicht zurück. Zum Glück waren alle diszipliniert und es kam zu keiner Panik. Wir waren froh, dass wir relativ zeitig zu den LKW aufgebrochen waren und kamen endlich gegen 9:50h im Startbereich an. Dort - wie überall - gab es wieder viele Toiletten, so dass wir beim Anstehen nur 5 Leute vor und hatten. Dann schoben sich die Massen auch schon in Richtung Start. Wir blieben einfach, wo wir gelandet waren - bei den blauen 20.000er Nummern. Die Aufstellung sollte eigentlich nach der Start-Nummer sortiert in Tausender-Blöcken erfolgen, aber es gab keinerlei Kontrollen.      

 

Langsam gingen alle weiter um die Kette der Reisebusse herum zur rechten oberen Seite der Brücke und hörten dabei noch die letzten Töne von Frank Sinatras “New York, New York”. Leider konnte man im Wartebereich nicht hören, was sich am Start abspielte. Wir konnte nun auch schon langsam loslaufen und überquerten etwa 15min nach dem Startschuss die Startlinie. Das Wetter war herrlich, Sonne und kaum Wind. Unter uns ein Feuerlöschboot, das Fontänen mit farbigem Wasser schoss. Alles war toll und die Steigung der Brücke kaum zu merken. Mir wurde schon warm und ich zog mein langes Shirt aus. Ich konnte auch gleich mein Tempo laufen, aber für Bernd war es natürlich viel zu langsam. Mein Plan sah vor, dass ich das erste Drittel in 6:40 min/km laufe, das zweite Drittel in 7:00 min/km und das letzte Drittel in 7:20 min/km, ergibt eine Zielzeit von 4:55h. Als wir den Scheitel der Brücke überquert hatten, verabschiedete Bernd sich und lief los.

 

Am Ende der Brücke liefen tatsächlich einige Herren an die Seite. Na ja, der Wind kam auch dorther und ich glaube nicht, dass die im unteren Bereich der Brücke Laufenden gefährdet waren, nass zu werden! Jedenfalls war das Ende der Brücke auch die vorerst letzte Gelegenheit, denn sofort nach Ankunft in Brooklyn wurden wir von begeisterten Zuschauern in Empfang genommen. Mit Ausnahme der weiteren Brücken gab es auf der gesamten Strecke nur ganz wenige zuschauerfreie Strecken.

 

Bei Meile 3 stießen die im grünen Bereich gestarteten Läufer, die im unteren Bereich der Verrazano-Brücke gelaufen waren, zu uns. Wir waren ja im blauen 20.000ender Block gestartet, aber auf mich und die anderen in meinem Tempo Laufenden stießen hier die Grünen mit 11.000ender Nummern, also viel schnellere Läufer. Nach ein paar Minuten wurde ich sogar von einem pacemaker für 3:50h überholt! Der war aber weit hinten! Ob er seine Zielzeit erreicht hat, weiß ich nicht. Ich überholte aber später pacemaker für 4:30h und 4:45h, die inzwischen so langsam unterwegs waren, dass sie die Zeit sicher nicht schafften.

Wir liefen also durch Brooklyn, die Strecke führte fast 10km lang ziemlich geradeaus, war aber sehr flach. Überall Zuschauer, die die Namen der Läufer riefen. Feuerwehrleute standen an der Straße oder saßen auf ihren Feuerwehrautos, Gospelchöre sangen vor ihren Kirchen und Bands machten zum Teil richtig gute Musik. Etwa an jeder Meile gab es Getränkestände mit Wasser und Gatorade und ganz viele Helfer sorgten dafür, dass immer alles vorhanden und schnell zu greifen war. Ein großes Dankeschön an die Helfer, die fast immer, wenn man ihnen ein Getränk abnahm, “great job“ oder “good luck“ riefen. Eine tolle Stimmung und ich wunderte mich, dass warum diese Strecke als so schwer bekannt ist.

 

So etwa ab Meile 14 liefen wir durch das jüdische Viertel und ich fühlte mich in eine andere Welt versetzt. Die Leute ernst, in grau und braun gekleidet - auch die Kinder. Schwarz gekleidete Männer mit langen Bärten an den Straßenecken. Dann verschwanden diese Bilder, es gab wieder ausgelassene Zuschauer und wir liefen auf die Pulaski-Bridge in Richtung Queens. Auf der Brücke der Halbmarathon-Punkt und ich hatte etwa 4min Vorsprung vor meinem Plan. Hinter der Brücke, kurz vor Meile 14, stand wie angekündigt Christian von Interair mit großer Fahne und Fotoapparat. Ich habe heftig genug gewunken und so konnte er mich ablichten.     

 

Nach weiteren 2km war die Queensboro-Bridge erreicht, über die wir nach Manhattan liefen. Die Strecke verlief hier im unteren Teil der Brücke und führte fast einen Kilometer lang aufwärts. Nun wurde das Laufen schwerer und die Brücke zog und zog sich. Kaum liefen wir von der Brücke herunter, wurden wir wieder von jubelnden Zuschauern empfangen. Die Strecke führte nach links unter der Brücke hindurch auf die 1th Avenue. Unter der Brücke eine lange Reihe Dixis. Die einzigen Toiletten an der Strecke, an denen keine Schlange stand. Der Blick auf die 1th Avenue war schockierend. Die Strecke führt 6km lang schnurgeradeaus, aber in Wellen. Ich konnte ewig geradeaus bis zum Kamm des nächsten Hügels sehen. Viele Läufer legten bereits Gehpausen ein. Hier kämpfte ich heftig mit meinem Schweinehund, der meinte, dass ein bisschen Gehen ja nicht schaden würde. Aber das kannte ich schon vom Rom-Marathon: wer einmal geht, geht immer wieder. Am Streckenrand tobte der Bär, Jubel und Anfeuerungsrufe überall, aber ich lief mit Tunnelblick in der Mitte der Straße. Aber ich bin durchgelaufen und irgendwann war auch die 1th Avenue zu Ende.

 

Über die Willis Ave Bridge in die Bronx und weiter spielten die Bands und jubelten die Zuschauer. Mein Tempo hatte inzwischen ziemlich nachgelassen und der Vorsprung vor meinem Plan schrumpfte. Aber egal, ich lief. Über die Madison Ave Bridge wieder zurück nach Manhattan und die ebenfalls schnurgerade und in Wellen ansteigende 5th Avenue entlang. Es war ja nun schon km 36 erreicht und ich konnte mir ausrechnen, dass ich mein Ziel, unter 5h einzulaufen, wohl schaffen würde. Die Qual der vergangenen Kilometer wich nun der Vorfreude auf das Ziel. Das Laufen - besser das Schleichen - machte nun wieder Spass.

 

Von der 5th Avenue bogen wir bei km 38 nach recht in den Central Park ab. Hier immer wieder ein paar Anstiege, aber die konnten mir nun nichts mehr tun. Fast war ich ein bisschen traurig, dass der Lauf gleich vorbei sein sollte. So lange hatten wir uns darauf gefreut! Dann das Schild, dass noch eine Meile zu laufen sei, dann nur noch eine halbe Meile. Irgendwann war von weitem das Ziel zu sehen, unglaublich! Ich würde gleich den New-York-City-Marathon beendet haben - und das unter 5h! Meine Uhr zeigte dann 4:54:08h, als ich sie stoppte. Hej, schneller als Birgit Fischer!

 

Nach dem Zieleinlauf die Medaille samt Glückwünschen, Wärmefolie und Verpflegungstüte erhalten. Alle schoben sich in großem Stau ganz langsam in Richtung der Kleidungs-LKW. Ich musste zum Glück nur bis LKW Nr. 24. Dann schnell zum Familiensammelpunkt, wo Bernd an der Interair-Fahne schon fast eine Stunde wartete. Auch er hatte einen tollen Lauf mit Höhen und Tiefen hinter sich. Es war der Höhepunkt unseres Läuferdaseins! 

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© berlin-runner Katrin