Bericht zum 33. Berlin-Marathon am 24.09.06

Training

Wir laufen ja immer etwa 40-45 km in der Woche. daran ändert auch die Marathon-Vorbereitung nichts. Ich habe einfach festgestellt, dass 3x Laufen/Woche genug ist und ausreichend Erholung für die Gelenke bietet. Als Vorbereitung auf den Marathon liefen wir am 27.08.06 und am 09.09.06 jeweils 30km. Am 27.08.06 unter "Wettkampfbedingungen" innerhalb eines organisierten Trainingslaufes des SCC und am 09.09.06 langsam. Außerdem führten wir 5x jeweils wöchentlich ein Tempotraining auf der Bahn durch, das wir als "Yasso 800" laufen. Ich lief dann 10x Yasso 800 in 4:20min. Ich mag das Bahntraining ja nicht besonders und bin immer froh, wenn dieses beendet und der Marathon endlich nah ist. In der Woche vor dem Lauf ruhten wir uns gut aus, liefen nur jeweils 14 und 8km und beim Frühstückslauf mit.

Marathonmesse

Wir holten bereits am Donnerstag, dem ersten Messetag, die Startnummern. Es war schön leer, gab die Sonderangebote noch in allen Größen und diverse Möglichkeiten der Laufbandanalyse und Fußvermessung. Ich kaufte mir neue asics GT2110 für 85,00 statt 120,00 EUR. Leider musste ich sie später zurückbringen, ich hatte mich in der Größe vertan. Auf der Messe passten sie gut, aber zu Hause stellte ich fest, dass meine "Alten" eine Nummer größer sind. Das will ich nicht riskieren, da ich erst bei wirklich langen Läufen merke, ob der Schuh zu klein ist.

Früstückslauf

 

Das Wetter war seit Wochen wunderschön, so auch am Samstag. Auch Martin kam mit und walkte nebenher. Bernd war vor dem Start ganz flau und er wollte sich im Notarztwagen ein Stück Traubenzucker holen. Gab es dort nicht, dafür wurden Blutdruck (110:80) und Puls (60) gemessen. Bißchen niedrig, aber nach der Aufregung im Rettungswagen war es besser. Ansonsten hatten wir viel Spaß auf den 6 km. Auf der Tartanbahn im Olympiastadion bekam sogar Martin Lust auf mehr. Wir ließen uns das gesponserte Frühstück gut schmecken - danke, -real ! Den Rest des Tages ruhten wir aus und bereiteten nur noch die Sachen für Sonntag vor.

Vor dem Start

Es waren 26 Grad und Sonne pur angesagt, für dieZuschauer prima, für die Läufer etwas warm. um 05:30 Uhr stand ich auf, ging mit Thule, weckte Bernd, bereitete ein kleines Frühstück vor und schmierte alle kritischen Stellen gut mit Vaseline ein. Gegen 06:55 Uhr fuhren wir los zum U-Bahnhof Alt-Mariendorf und von dort bis zur Friedrichstraße. Der Weg vom Bahnhof zum Reichstag war kürzer als erwartet und dauerte nur etwa 10min.

 

Dadurch waren wir bereits gegen 07:50 Uhr bei den Kleider-LKW. Scheinbar gab es auch mehr Toiletten als in den Jahren zuvor - an der ersten standen nur 4 Leute vor uns. Dann umziehen, ein letztes Foto, Bernd viel Glück gewünscht. Es war schon so warm, ich brauchte nicht einmal eine Wärmetüte. Gegen 08:00 Uhr war ich bereits im Block H und besuchte noch 2x das Örtchen, dann fühlte ich mich in der Hinsicht ganz sicher. Ich stand wie letztes Jahr weiter vorn in Block H, um nicht nach dem Start durchs Gedränge zu müssen. 

Der Lauf km 1-10

Die Zeit in Block H verging schnell beim beobachten der anderen und einem netten Plausch mit zwei Läufern. Schon gab es um 08:40 Uhr den ersten Startschuss für die Rollis. Dann um 09:00 Uhr die Spitzenläufer und Bernd in Block E, gegen 09:07 Uhr der Start für Block F und G und schon gingen wir zur Startlinie. Gegen 09:15 Uhr der Sartschuss, prima, im Plan für unsere Zuschauer hatte ich mit 09:20 Uhr gerechnet. Ich würde also etwa 5 min vor dem Plan laufen. Nur 20 Sekunden nach dem Start lief ich über die Linie.

Mein eigener Plan sah vor, jeweils 14 km in 06:30min, 07:00min und 07:30min zu laufen, ergäbe eine Zielzeit von 04:56:00h. Zuerst hieß es aber, das richtige Tempo finden. Stimmung super, tolles Wetter, aber noch kühl, viele Zuschauer am Start - au weia, km1 in 06.02min gelaufen. Langsamer! km2 in 06:10min - noch langsamer! Dann endlich richtete ich mich ein, liess mich auch nicht davon stören, dass ich noch viel überholt wurde. Ich schaute mir die Mitläufer an, versuchte zu erraten, wie es ihnenwohl auf den nächsten 40km ergehen würde. Bei km5 war ich meinem Plan um 1:40min voraus, lief aber nun im 6:30iger Schnitt. Die Getränkestelle lief ich weit hinten links an, dort gab es keinen Stau.

Ab km8 spielte die erste Band und von dort an war immer wieder Musike an der Strecke. In der Torstraße stand ein Koch in voller Montur vor seinem Restaurant und schlug mit dem Löffel auf Topfdeckel ein. Etwas weiter war eine Zuschauerein so mit Zuschauen beschäftigt, dass sie unaufmerksam rückwärts in eine Baugrube stürzte. Oh je. Zum Glück schien sie gleich wieder aufzustehen. Am Alex, ich lag gut in der Zeit, lief ich weit rechts, weil ich Ute dort erwartete. Und wirklich, kurz vor der Jannowitzbrücke stand sie uns drückte mir eine Flasche Wasser in die Hand! Auf der Jannowitzbrücke überholte ich eine Frau an Krücken, die sich vorwärtsbewegte, indem sie die Krücken weit seitlich schleuderte! Gefährlich in dieser Menschenmenge, mindestens so sehr wie Nordic Walking.

Der Lauf km 10-25

Nun die Heinrich-Heine-Straße, lang zwar, aber noch schön schattig. Am Moritzplatz kürzten viele die Strecke ab, indem sie quer über den Rasen liefen. Neukölln, mir unbekannte Gegend. Es lief sich gut und ich bemühte mich, nicht daran zu denken, was noch vor mir liegt. Mich höchstens auf dem Halbmarathon-Punkt zu fixieren. Dann der Herrmannplatz - ich lief links, da Mama zu erwarten war. Sie stand auch dort und klatschte, sah mich aber nicht. Also lief ich hin und gab ihr einen dicken Bussi.

Danach bei km16 die Verpflegungsstation, an der ich mein erstes Powergel nahm. Ab hier gab es auch regelmäßig Duschen. Ich schüttete sowieso immer einen halben Becher Wasser über den Kopf. Ich lag genau in der Zeit, lief jetzt auch wie geplant 07:00min/km. Es war allerdings so, dass ich nicht bewußt mit dem Tempo nachließ, sondern einfach mein Plan gut zu mir paßte. Dann der Halbmarathon bei 2:19:24h. Ich stellte mir vor, wie es jetzt auf 12 Handys piept. Immer weiter, weiter, weiter! Der größere Teil lag schon hinter mir! Bei km 25 das nächste Powergel. Hier war ich mit 2:46:39h schneller als beim 25km-von-Berlin-Lauf im Mai (2:51:48h).

Der Lauf km 25-38

Kurze Zeit später in der Lentzeallee: Susi, Katharina, Loni und Renate! Toll! Susi lief wie letztes Jahr ein Stück nebenher und erzählte, dass sie Bernd auch schon gesehen haben. Wilder Eber, unheimlich viele Zuschauer - die ganz Zeit schon - und trotzdem: 28 km in den Beinen, das merkte ich nun langsam. Ich versuchte mich im "Tunnelblick", abschalten, einfach an nichts denken... Aber von irgendwo schlich sich immer wieder der Gedanke ein: "Müsstehier nicht längst wieder ein Kilometer-Schild stehen?" Von der Bühne, die am Hohenzollerndamm aufgebaut war, beam ich fast nichts mit. An den Verpflegungsstellen nahm ich außer Wasser auch Tee und Basica (Isogetränk), ist mir alles gut bekommen.

Dann endlich die Potsdamer Straße, km36. Wieder Susi und Loni am Straßenrand. Ich erfuhr, dass Bernd im Ziel ist, 3min unter der anvisierten Zeit! Super. Ich freue mich, dass dann ja auch seiner Aufnahme in den Jubilee-Club nichts entgegensteht. Am Potsdamer Platz ein Ruf von rechts: Super, dort stand Birgit. Ich will auch eigentlich auf Ute achten, die noch einmal in der Leipziger Straße stehen will, aber mein Kopf ist leer. Ich vergaß, nach ihr Ausschau zu halten, aber sie erkannte mich, lief ein Stück mit und erzählte mir auch von Bernd.

Danke, liebe Zuschauer! Ihr wißt ja gar nicht, wie sehr Euer Zuspruch hilft. Auch wenn die jeweiligen Treffen nur Sekunden dauern. Es geht ja nicht umsonst die Mär um, dass ein Marathon auch mit dem Kopf gelaufen wird.

Der Lauf km 38-42,195

Inziwschen hatte ich bemerkt, dass mir nicht nur die 1:30min Vorsprung vor meinem Plan, die ich mir auf den ersten Kilometern geschaffen hatte, verloren sind, sondern ich zudem eine Minute hinter dem Plan war. Die böse 5-Stunden Grenze baute sich drohend vor mir auf. Ich wollte doch eine "4" in meiner Zielzeit sehen!

Ich riss mich zusammen und konzentrierte mich nur aufs Weiterlaufen. Bisher war ich durchgelaufen - mit Ausnahme sehr kurzer Gehstrecken an den Verpflegungstellen. Dabei sollte es nun auch bleiben. Nicht nachlassen! zwischen km 35 und 40 war ich dann auch 25s schneller als zwischen km 30 und 35. Allerdings nahm ich sonst nichts mehr wahr. Nicht die Zuschauer Unter den Linden, nicht das Durchlaufen des Brandenburger Tores. Das war nicht toll, dann kann man ja gleich allein im Wald laufen!
 

Nach dem Tor schaute ich nach rechts hinter mir, dort sollte die Bühne sein, wo Bernd gerade in den Jubilee-Club aufgenommen wurde. Tatsächlich, da ist die Bühne, viele Leute im grünen Jubilee-Shirt stehen drauf und einer winkt! Bernd!

Dann die Zielgerade - noch einmal ein Ruf von links - nochmal Birgit! Ob sie im nächsten Jahr auch für ihren Udo am Straßenrand steht? Die Arme hoch - geschafft!! 4:56:18h, ganze 18s hinter dem Plan. Ich war froh, wenn es auch keine Bestzeit wurde. Später las ich, dass dieser 24. September mit 26 grad der wärmste seit Beginn der Messung war.

Im Zielbereich erhielt ich die Medaille und trank und aß, bis nichts mehr hineinging. ein dickes Lob für die Veranstalter. Auch für späte Läufer wie mich war noch alles da: Wasser, Tee, Basica, Red Bull, Äpfel, Bananen, Kekse. Nur das Freibier im Bereich der Kleider-LKW war gerade alle. Bernd fand ich auch bald wieder. Wir fuhren nach Hause und sahen uns noch stundenlang die Videos vom Marathon an. Die Halsschmerzen, die ich seit Samstag abend hatte, gingen nach dem Lauf in eine handfeste Erkältung über, die mich die nächste Woche fest im Griff hatte. Die Muskeln erholten sich erstaunlich schnell. Ich hatte nach einer etwas unbequemen Nacht - die Beine waren halt immer wieder zu spüren - am Montag fast keine Probleme mehr.

Und wie gehts weiter? Wir haben Hamburg im April 07 schon im Visier!

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© berlin-runner Katrin